Teil 2: Beurteilung der Feuchtigkeit in Gebäuden
Beurteilung der Arten von Feuchtigkeit
Bevor Wände behandelt werden, ist es wichtig festzustellen, ob die Feuchtigkeit wirklich nur von aufsteigender Feuchtigkeit stammt – oder ob Ursachen wie Kondensation oder durchdringende Regennässe zur Feuchtigkeit in den Wänden beitragen. Die Behandlungen, welche hier beschrieben werden, sind nur zur Behandlung von aufsteigender Feuchtigkeit.
Die Begutachtung
Es ist wichtig, bei der Untersuchung der Möglichkeit von aufsteigender Feuchtigkeit, andere Ursachen des Eindringen von Wassers zu finden. Es muss darauf geachtet werden andere mögliche Quellen von Feuchtigkeit, insbesondere Kondenswasser in den kälteren Monaten, auszusondern. Es ist daher wichtig immer eine vollständige Untersuchung durchzuführen. Falls sich andere Quellen von Feuchtigkeit ermitteln ließen, müssen diese zuerst beseitigt werden, bevor eine ordnungsgemäße Bewertung von aufsteigender Feuchtigkeit vorgenommen werden kann, da es sehr schwer sein kann, zwischen zwei oder mehreren Ursachen von Eindringen des Wassers zu unterscheiden.
Sollte festgestellt werden, dass vorherige Horizontalsperren eingebaut wurden, ist es wichtig, dass die Ursache der Feuchtigkeit korrekt identifiziert wird. Folgend ist ein Anhaltspunkt zu Routine Vorgangsweisen zur Begutachtung vor Ort:
1. Begutachtung von außen:
Abb. 5: Externe Untersuchung
2. Primäre Begutachtung von Innen (sichtbare Zeichen):
- Holzfäule in Fußleisten und/oder anderen Hölzern.
- Sich abschälende oder Blasen werfende Tapete/Anstrich.
- Ausblühungen.
- Schimmelwachstum, Verfärbungen.
- Feuchtstellen, Wassertropfen, fließendes Wasser.
3. Sekundäre Begutachtung von Innen:
(Unter Annahme der korrekten Verwendung eines einwandfrei funktionierenden und kalibrierten elektrischen Feuchtemessgeräts)
- Untersuchen Sie sowohl den Umkreis als auch die Mitte von soliden/hölzernen eingehängten Geschossplatten.
- Untersuchen Sie den Feuchtigkeitsgehalt von hölzernen Sockelleisten (oben und unten).
- Untersuchen und prüfen Sie den Zustand des Boden/Wand-Übergangs, DPM-Rand des Bodens.
- Überprüfen Sie alle abhelfenden Horizontalsperren, inklusive der Position und Tiefe der Löcher (falls von innen angebracht).
- Beachten Sie Ablesungen der Feuchtigkeitsverteilung sowohl vertikal als auch horizontal auf der Oberfläche der Wände.
- Überprüfen Sie Ausblühungen unter der Tapete.
- Beachten Sie jegliche Verwendung von Polystyrol-Folie/Folienunterlagen unter der Tapete.
- Beachten Sie allen neuen Putz, die Höhe des Verputzes, den Zustand und wenn möglich die Art, z.B.: Renovierung, Sand/Zement, leichter vorgemischter Gips, etc.
- Heben Sie Dielen und untersuchen Sie die Balken und Unterseite gründlich.
- Schauen Sie nach geeigneten Unterbodenbelüftungen.
- Suchen Sie nach internen Rohrschäden und Wasser, welches, als Resultat von Kondensation, von kalten Rohren tropft.
Teritäre Begutachtung von Innen:
- Schauen Sie (falls möglich) nach der Geschichte und Benutzung des Gebäudes.
- Bewerten Sie den „Lifestyle“, z.B.: die Nutzung der Zentralheizung, Paraffin oder Gasheizungen, das Trocknen, Waschen und Kochen, den Ventilationsgrad, etc.
Sobald jede Form von Feuchtigkeit festgestellt wurde ist es wichtig, dass das Risiko des Verfalls der Hölzer bewertet wird und geeignete Abhilfemaßnahmen durchgeführt werden.
VERGESSEN SIE NICHT: eine Kombination von Feuchtigkeit und Holz kann zu Fäule führen.
Die primäre Aufgabe des Gutachters ist, die Ursache der Feuchtigkeit korrekt zu identifizieren. Dies wird am besten durch ein Verfahren der Untersuchung und Ausscheidung erreicht. Es muss besonders darauf geachtet werden, beispielsweise im Winter, Kondensation als eine der möglichen Ursachen von Feuchtigkeit auszuscheiden. Ein einfacher Anhaltspunkt zu Feuchtigkeitsproblemen ist in Tabelle 1 gegeben:
Symptome | Diagnose |
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Verfaulte Sockelleisten, feuchter Unterteil der Wand, Feuchtigkeit an der Ecke von soliden Böden |
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Oberflächen Ausblühungen über den Sockelleisten/Böden |
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Feuchtigkeit an der Basis der Wand, bis zu 1,5 m [1] Horizontalhöhe |
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Verfärbungen, vor allem in horizontaler Linie, merkbare Feuchtigkeit in humider Umgebung |
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Während/nach Regen größer werdende Feuchtstellen an Oberflächen, manchmal große Ausblühungen |
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Verfärbungen/Feuchtigkeit/Ausblühungen am Kaminsims |
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Schimmelwachstum an kalten Oberflächen, Fensterlaibungen, Decken/Wand Verbindungen, etc |
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Freie Oberflächenwasser, Zeichen laufenden Wassers, Wassertropfen, tropfendes Wasser |
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Feuchte Holzdielen am Rand, aber nicht in der Mitte |
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Feuchte Holzdielen entfernt von der Wand |
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Feuchtigkeit im ersten Stock oder höher |
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Bemerken Sie: Zerfall von Zementmischungen kann von Sulfatangriffen stammen.
[1] Kann höher aufsteigen, je nach Konditionen
Das Gutachten muss unbedingt gründlich ausgeführt werden, sodass alle potentiellen Feuchtigkeitsbereiche erkannt werden. Besonders wachsam muss man sein, wenn Feuchtigkeit und somit Fäule unsichtbar sein könnte, wie unter Holzdielen schwebender Böden. Wenn Holz und Feuchtigkeit zeitgleich bestehen, sollte das Risiko einer Fäule immer berichtet werden und der Kunde muss entsprechend informiert werden.
Vergleiche verschiedener Feuchtigkeitsarten werden in Tabelle 1 aufgezeigt. Im Laufe des Gutachtens können verschiedene Anzeichen für Feuchtigkeit auffallen und diese müssen alle soweit wie möglich identifiziert werden.
Gibt es mehr als eine Quelle von Wassereintritt, kann die Unterscheidung ihrer Herkunft schwierig sein. Generell wird aktive aufsteigende Feuchtigkeit durch übermäßige Feuchtigkeit am Fuße der Wand, die langsam nach oben hin abfällt, sichtbar. Die Feuchtigkeitshöhe wird generell auf einer Höhe von 1,5 Metern beobachtet, kann aber je nach Bedingungen und Struktur des Mauerwerks noch weitaus höher ansteigen. Manchmal kann ein „Wasserrand“ erkannt werden, der fast horizontal entlang der Wand verläuft und der darunterliegende Bereich ist offensichtlich feucht.
Kontaminierung des Mauerwerks durch eine „Linie“ hygroskopischer Salze bestätigt auch die Gegenwart aufsteigender Feuchtigkeit, kann aber nicht zwischen einem aktiven oder vergangenen Vorfall unterscheiden.
Einsatz elektrischer Feuchtigkeitsmeter
Der angemessene Einsatz eines elektrischen Feuchtigkeitsmeters für Oberflächen kann nützliche Informationen über das Bestehen von aufsteigender Feuchtigkeit liefern, aber keinen absoluten Beweis bieten, besonders wenn Arbeiten zur Abhilfe zuvor bereits ausgeführt wurden. (Siehe Property Care Association leaflet DP1 „Der Einsatz elektrischer Feuchtigkeitsmeter zur Feststellung aufsteigender Feuchtigkeit“).
Elektrische Feuchtigkeitsmeter sollten eingesetzt werden, um ein „Feuchtigkeitsprofil“ zu erstellen, indem regelmäßig Werte der zu untersuchenden Wand vertikal nach oben ausgelesen werden (generell 100 mm). Das typische Feuchtigkeitsprofil einer Wand, die von aufsteigender Feuchtigkeit befallen ist, zeigt hohe Oberflächenwerte am unteren Wandabschnitt auf, gefolgt von einem plötzlichen „Schnitt“ der aufsteigenden Feuchtigkeit weiter oben.
Dennoch können andere Auslesemuster im Laufe des Gutachtens auftreten. Die Tabelle auf der nächsten Seite zeigt einige mögliche Auslegungen. Bedenken Sie, dass das Muster der Auslesungen sehr bedeutend ist.
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Langsame Abnahme in den Auslesungen, gefolgt von einem plötzlichen Schnitt – typisch für aufsteigende Feuchtigkeit.
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Zunahme in den Auslesungen, gefolgt von einem plötzlichen Schnitt – typisch für kontrollierte aufsteigende Feuchtigkeit.
Hohe Auslesungen am oberen Teil, da sich Salze weiterhin in der Wand befinden.
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Hohe Auslesungen am Fuße, gefolgt von leichter Abnahme dann Zunahme – typisch für teilweise kontrollierte aufsteigende Feuchtigkeit.
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Hohe Auslesungen gleich über der Sockelleiste oder ganz am Fuße der Wand. Typisch für Probleme an der Boden-/Wandverbindung.
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Keine bis niedrige Auslesungen am unteren Teil der Wand, dann ein Stück mit sehr hohen Auslesungen. Typisch für Behandlungen gegen Feuchtigkeit, die versagt haben.
Neuer Putz hält Feuchtigkeit / Salze am Fuße der Wand fest, Feuchtigkeit steigt aber über den neuen Putz hinaus
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Langsame Abnahme der Auslesungen – Oftmals bei Wänden mit Tapeten oder teilweise durchdringbaren Wandbehandlungen aufzufinden Typisch für Kondensation oder hohe Feuchtigkeit.
Abb. 6: Übliche Feuchtigkeitsprofile.
Quelle: Graham Coleman
Quantitative Messungen
Zur genauen Bewertung potentieller aufsteigender Feuchtigkeit, werden quantitative Messungen der Feuchtigkeit benötigt, und es sollten Methoden wie im BRE Digest 245 „Aufsteigende Feuchtigkeit in Wänden: Diagnose und Behandlung“ eingesetzt werden. Dies schließt den Einsatz von Bohrungsproben in einer vertikalen Reihenfolge und das Feststellen des Gehalts hygroskopischer und kapillarer Feuchtigkeit in jeder Probe ein. Der Gehalt kapillarer Feuchtigkeit steht für das Eindringen von Wasser und somit kann seine Gegenwart und Verteilung im vertikalen Profil aufzeigen, ob Feuchtigkeit tatsächlich aufsteigt oder nicht. Dieses Verfahren wird auch Feuchtigkeitsprobleme identifizieren, die durch starke Kontaminierung hygroskopischer Salze und nicht durch Wasser verursacht werden kann.
Schließlich muss deutlich gemacht werden, dass Feuchtigkeit bedeutend höher als 1 Meter aufsteigen kann, obwohl dieses Maß oftmals als Maximalwert für aufsteigende Feuchtigkeit angegeben wird.
Broschüre der Property Care Association leaflet DP9 „Richtlinien zum Verfassen eines Untersuchungsberichts“ sollten als Grundlage zur Strukturierung des Berichts dienen.